Die parlamentarische Sommerpause hat begonnen, offiziell zumindest. Denn wie viele Kolleginnen und Kollegen weiß ich: Die Arbeit hört nicht einfach auf, nur weil keine Sitzungen stattfinden. Termine in Berlin, fachliche Abstimmungen und das Beantworten der vielen Anfragen und Anliegen aus dem Wahlkreis gehen natürlich weiter. Zusätzlich ziehe ich mit meinem Team in der kommenden Woche in neue Büroräume. Dementsprechend stand in dieser Woche neben allem anderen auch das Kistenpacken auf dem Programm. Und trotzdem wollte ich, wie auch schon im vergangenen Jahr, an der Sommerschule in Wust teilnehmen. Die Sommerschule ist ein tolles Format, das von ehrenamtlichem Engagement und großer Kulturbegeisterung getragen wird. Vierzehn Tage lang bietet die Sommerschule nicht nur Englisch-Sprachunterricht, sondern auch Theaterworkshops, Kunstkurse, Musikprojekte, Literaturseminare und vor allem viel Raum für persönliche Begegnungen.
Auch ich besuche den Englischkurs nicht nur, weil es als Politikerin hilft, sich sprachlich weiterzuentwickeln, sondern weil das gemeinsame Lernen in diesem Rahmen wirklich Freude macht. Leider war meine Teilnahme in diesem Jahr etwas eingeschränkter als ursprünglich geplant, denn ich musste immer wieder für Termine nach Berlin fahren. Trotzdem kann ich die Sommerschule wirklich jedem ans Herz legen, der Sprachkenntnisse verbessern möchte und gleichzeitig seine kulturelle Bildung erweitern möchte.
Kunst für die Artenvielfalt - Fräulein Brehms Tierleben in Wust
Ein besonders spannender Programmpunkt der Sommerschule Wust war für mich in diesem Jahr der Besuch von Fräulein Brehms Tierleben – einem besonderen Theaterformat, das sich dem Schutz und der Vermittlung von Wissen über gefährdete heimische Tierarten widmet. Hinter dem Projekt steht die Schauspielerin Barbara Geiger, die gemeinsam mit Stephan Lux 2011 eine gemeinnützige Stiftung gründete, um die Theaterreihe weiterzuentwickeln. Ziel ist es, Tierarten – vom Wolf über die wilde Biene bis hin zur Flussperlmuschel – auf die Bühne zu bringen. Mit viel wissenschaftlicher Recherche und Leidenschaft entsteht so ein einmaliges Format an der Schnittstelle von Kunst, Bildung und Naturschutz. Ich hatte nicht nur die Gelegenheit, mir das Stück anzusehen, sondern auch mit Barbara Geiger, der kreativen Initiatorin des Projekts, persönlich ins Gespräch zu kommen. Sie erklärte mir, warum in diesem Jahr das Schwein im Mittelpunkt steht. Denn auch wenn viele bei Schweinen nicht direkt an gefährdete Arten denken, gibt es durchaus bedrohte Schweinerassen, deren Erhalt mehr öffentliche Aufmerksamkeit brauchen. Besonders fasziniert sie die Intelligenz dieses oft unterschätzten Tieres. Deshalb war es ihr ein zentrales Anliegen das Schwein jenseits gängiger Klischees in einem neuen Licht zu zeigen und dem Publikum näherzubringen.
Gespräch zur Zukunft unserer Landwirtschaft
In Berlin hatte ich diese Woche die Gelegenheit zu einem fachlichen Austausch mit Prof. Harald Grethe, einem der renommiertesten Agrarwissenschaftlern Deutschlands. Gemeinsam haben wir uns darüber ausgetauscht, wie wir unser Agrar- und Ernährungssystem klimafreundlicher und zukunftsfähig gestalten können. Der Handlungsdruck ist groß: Weltweit ist das Ernährungssystem für bis zu einem Drittel der vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Das heißt: Ohne Veränderungen in Landwirtschaft und Ernährung wird es schwer, unsere Klimaziele zu erreichen. Das Problem ist, proklamierte Ziele gibt es viele, entscheidend ist jedoch, dass diesen auch praxistaugliche und wirksame Maßnahmen folgen. Genau daran hapert es jedoch oft. Die Transformation eines so bedeutenden und großen Wirtschaftsbereichs wie der Landwirtschaft ist ohne Frage eine enorme Herausforderung. Aber wir dürfen unsere eigene Zukunft nicht verspielen, indem wir im Reaktiven verharren und an überkommenen Strukturen festhalten, statt mutig und vorausschauend zu gestalten.
Erinnerungskultur weiterdenken und stärken
Seit meinem Eintritt in den Ausschuss für Kultur und Medien beschäftige gehören die Aufarbeitung der SED-Diktatur und Fragen der Erinnerungskultur zur deutschen Teilung zu meinen Aufgaben. In diesem Zusammenhang habe ich mich in dieser Woche mit Frank Ebert, dem Berliner Beauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, zu einem intensiven Austausch getroffen. Im Mittelpunkt stand dabei das wichtige Thema Opposition und Widerstand in der DDR. Das Gespräch knüpfte an das langjährige Engagement meiner Kollegin Katrin Budde an, insbesondere in Bezug auf das geplante Forum Opposition und Widerstand. Dieses Forum soll ein zentraler Gedenk- und Lernort für den zivilgesellschaftlichen Widerstand in der DDR werden – ein Vorhaben, das bereits im Abschlussbericht der Enquete-Kommission des Bundestages von 1998 empfohlen wurde. Dennoch fehlt ein solcher Ort bislang in der deutschen Gedenkstättenlandschaft zur Nachkriegszeit. Dabei gehört der Widerstand gegen die Diktaturen zum demokratischen Erbe Deutschlands und Europas. Ein Gedenkort des Widerstandes soll die Geschichte von Menschen erzählen, die sich mutig gegen das SED-Unrecht gestellt haben und ohne deren Engagement Freiheit und Einheit nicht möglich gewesen wären. Wie so oft ist derzeit vor allem die Finanzierung das Problem. Ich werde mich in meiner parlamentarischen Arbeit deshalb intensiv dafür einsetzen, dass die nötigen Mittel im Bundeshaushalt bereitgestellt werden, damit das geplante Forum und dauerhaft umgesetzt werden kann.
Schnappschuss der Woche
Meine Woche endete mit einem ganz besonderen Ereignis: Ich durfte zum ersten Mal die Bayreuther Festspiele besuchen. Die Bayreuther Festspiele blicken auf eine lange Geschichte zurück, die bis ins Jahr 1876 reicht. Sie wurden von Richard Wagner selbst ins Leben gerufen, um seine eigenen Opern in einem eigens dafür gebauten Festspielhaus in Bayreuth aufzuführen. Seitdem sind die Festspiele ein weltweit renommiertes Ereignis, das Liebhaber klassischer Musik und Oper aus aller Welt anzieht. Für mich ist es eine große Ehre, nun selbst Teil dieses kulturellen Highlights zu sein und am heutigen Freitag die Generalprobe von Die Walküre in der Inszenierung von Valentin Schwarz zu besuchen.