Wochenrückblick aus Berlin – KW10

Liebe Leserinnen und Leser,

der Landwirtschaftsausschuss hat am Dienstag eine Sondersitzung einberufen. Der Angriff auf die Ukraine hat nicht nur Auswirkungen auf die Energieversorgung, auch die landwirtschaftliche Produktion sowie der Export beziehungsweise Import sind von den Folgen des Krieges betroffen. Dazu muss man wissen, dass ein Drittel der weltweiten Weizen-Exporte aus Russland und der Ukraine kommen. Auch die Länder der Europäischen Union beziehen unter anderem Weizen, Gerste, Mais und raffiniertes Sonnenblumenöl aus den beiden Ländern. Doch durch den Krieg ist die diesjährige Ernte in Gefahr.

Um die eigene Ernährungsversorgung zu sichern, hat die ukrainische Regierung vergangenen Sonntag daher den Export von Mais, Hafer, Buchweizen, Hirse, Zucker und Speisesalz gestoppt. Wir erleben derzeit einen enormen Anstieg der Getreidepreise. Das bedeutet auch, dass die Preise für Lebensmittel wie Brot steigen könnten. Auch wenn die Ernährungsversorgung in Europa gesichert ist, könnte der Ausfall der Lebensmittelexporte insbesondere für Entwicklungsländer zu einem ernsten Problem werden.

Neben den Entwicklungen des Getreidemarkts bereitet vielen Landwirten auch die weiterhin hohen Preise für Düngemittel Sorgen. Die Energieknappheit sowie die Exportbeschränkungen und Handelssanktionen verschärfen die Situation zusätzlich. Ich glaube, dass wir wie im Energiesektor auch in der landwirtschaftlichen Produktion langfristig Abhängigkeiten reduzieren müssen.

Am Mittwoch nahm ich an dem Online-Seminar „Grüne Wärme für Dörfer & Städte – Planung, Förderung & Potenziale“ der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) teil.

Bis zum Jahr 2045 wollen wir das Ziel der Treibhausgasneutralität erreichen. Damit uns das gelingt müssen wir in vielen Wirtschaftssektoren umdenken. Dies gilt auch für unsere Wärmeversorgung. Denn wir heizen größtenteils immer noch mit Kohle, Heizöl und Erdgas. Die derzeit explodierenden Energiekosten zeigen, wie wichtig eine unabhängige Energieversorgung ist. Wir müssen die Chance nutzen, um unsere Wärmeversorgung nachhaltig umzustellen.

Wir brauchen Heiz- und Energieversorgungssysteme, die durch erneuerbare Energie betrieben werden können. In Deutschland existieren bereits viele Dörfer und Gemeinden, die sich mit Strom und Wärme aus regional erzeugter Biomasse versorgen. Ein solches Bioenergiedorf ist beispielsweise das Dorf Tangeln im Altmarkkreis Salzwedel. 68 Haushalte werden dort vom landwirtschaftlichen Unternehmen Tangeln eG mit preiswerter Wärme aus regional erzeugter Biomasse versorgt. Dieses Erfolgsbeispiel für kommunalen Klimaschutz zeigt uns, wie es gehen kann.

In der vergangenen Woche sprach ich auf der digitalen Tagung der Akademie Bad Boll über die Zukunft der Tierhaltung. Im Fokus der Diskussionen stand die Frage, wie wir Klimaschutz und Tierwohl unter einen Hut kriegen. In dieser Woche habe ich mich mit den Potenzialen der zellulären Landwirtschaft beschäftigt. Beim digitalen Politikgespräch “The potential of Cultivated Meat” sprach ich mit Vertretern der PHW- Gruppe darüber, wie aus Zellkulturen oder Mikroorganismen gezüchtetes Fleisch, Nachhaltigkeit und Tierwohl vereinen können.

Am Donnerstag sprach ich mit Staatssekretär Gert Zender, vom Ministerium für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten des Landes Sachsen-Anhalt und Vertretern der Bauernverbände über die wirtschaftlichen Folgen des Ukrainekriegs auf die Landwirtschaft.

Auch der Umweltausschuss kam am Freitag zu einer Sondersitzung zur nuklearen Sicherheit zusammen. In den letzten Tagen haben uns vermehrt Nachrichten über Angriffe auf ukrainische Atomkraftwerke erreicht.

Die Atomkraftwerke in Tschernobyl und in Saporischschja sind bereits vom russischen Militär besetzt. Die Internationale Atomenergiebehörde berichtet, dass sie teilweise keine Datenverbindungen zu den Überwachungsgeräten der Atomkraftwerke besitzt.

Sollte es zu einem Atomunfall in der Ukraine kommen, hätte das verheerende Folgen für die Menschen vor Ort. Das die russischen Truppen nicht vor Angriffen auf Atomanlagen zurückschrecken, ist alarmierend. Es ist erst 36 Jahre her, dass die Explosion eines Reaktors in Tschernobyl mehrere Tonnen hochradioaktives Material freisetzte. Eine ganze Stadt wurde schlagartig zur Geisterstadt. Millionen von Menschen erkrankten. Auch heute noch sind die gesundheitlichen Folgen sichtbar. Darum muss dieses gefährliche Spiel mit dem atomaren Feuer so schnell wie möglich aufhören.
Laut dem Umweltministerium ist die Gefahr, die von einem ukrainischen Atomunfall ausgehen würde, für Deutschland gering. Auch das Bundesamt für Strahlenschutz meldet, dass keine erhöhte Radioaktivität gemessen wurde. Man wird die Lage weiterhin genau beobachten. In Folge der Katastrophe von Tschernobyl wurde damals ein Strahlenschutzvorsorgegesetz erlassen, auf dessen Grundlage eine permanente Überwachung erfolgt und ein sogenanntes „Radiologisches Lagezentrum“ in kürzester Zeit aktiviert werden könnte.

Ich wünsche allen ein erholsames Wochenende!