Liebe Leserinnen und Leser,
vergangenen Sonntag am 13. November wurde im Rahmen des Volkstrauertages den Opfern von Krieg und Gewalt gedacht. Auf Einladung des Bürgermeisters der Stadt Burg, Philipp Stark, habe ich in diesem Jahr als Rednerin an der offiziellen Gedenkfeier der Stadt teilgenommen. Auch wenn der Anlass ein freudigerer sein könnte, weiß ich es sehr zu schätzen, am Volkstrauertag auf dem Sowjetischen Ehrenfriedhof in Burg sein zu dürfen. Als der Bürgermeister mich für die Festrede anfragte, sagte ich sofort zu, obwohl auch die Einladung zur Gedenkveranstaltung im Bundestag auf meinem Schreibtisch lag.
Gleichzeitig stellte ich mir die Frage: Was sagt man an so einem Tag? Die traurige Realität ist es, dass wir entgegen all der Errungenschaften der EU und des Völkerrechts derzeit wieder einen Angriffskrieg auf europäischem Boden erleben. Doch nicht nur in der Ukraine, auch in vielen anderen Teilen der Welt gibt es in diesem Moment Menschen, die konfrontiert sind mit dem Unrecht und Schrecken, die jeder Krieg mit sich bringt. Die mutigen Menschen im Iran, die sich gegen ihr Regime erheben, das ihnen faktisch den Krieg erklärt hat. Die Menschen in Syrien, die sich nach wie vor nach Frieden sehnen. Oder auch die Menschen in Myanmar, wo der seit 1948 andauernde Bürgerkrieg und der Militärputsch im letzten Jahr erneut Todesopfer gefordert haben. Wir alle sollten nicht nur den vielen Menschen, die im Krieg gestorben sind, gedenken, sondern uns auch darüber bewusst werden, wie fragil Frieden ist und das wir uns jeden Tag aufs Neue für Frieden und Freiheit einsetzen müssen. Zur Woche:
Am Montag habe ich mich mit Bürgerinnen und Bürgern in meinem Wahlkreisbüro in Haldensleben zu verschiedenen Themen und Problemen ausgetauscht. Für mich ist der Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern aus dem Wahlkreis wirklich wichtig, denn nur so erfahre ich, was sie bewegt und welche Probleme es vor Ort gibt. Dann kann ich mich der Sache auch annehmen, Missverständnisse ausräumen und Anregungen und Wünsche mit in meine parlamentarische Arbeit in Berlin einfließen lassen. Darum freue ich mich über jeden, der mein Angebot annimmt und sich mit mir in Ruhe bei einem Kaffee unterhält. Termine können immer außerhalb der Sitzungswochen mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vereinbart werden.
Am Nachmittag fuhr ich dann von Haldensleben mit dem Zug zur EuroTier nach Hannover. Als eine der weltweit führenden Fachmessen für Tierhaltung werden hier jährlich die wichtigsten Innovationen und Produkte für die Zucht und Haltung landwirtschaftlicher Nutztiere vorgestellt und Diskussionen über die Zukunft der Branche geführt. Regional produziertes Fleisch von tierwohlgerecht und nachhaltig gehaltenen Tieren – das ist zentrales Anliegen vieler Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland. Dabei gilt es Tierwohl und Umweltschutz gleichermaßen im Blick zu behalten. Genau darum ging es auch am Abend bei der Podiumsdiskussion „Tierhaltung zwischen Wunsch und Wirklichkeit“. Im Anschluss an die Veranstaltung fuhr ich wieder zurück in den Wahlkreis.
Die „Untreue“, die „Leidenschaftliche“ oder die „Scheintote“ – das sind die Titel, die starke Frauen aus dem Jerichower Land vom 17.-20. Jahrhundert in einer Wanderausstellung des Fördervereins Genthiner Stadtgeschichte e. V. erhalten haben. Im Rahmen der Abschlussveranstaltung der Ausstellung „Aus dem Rahmen gefallen!“ der Berufsbildenden Schulen in Haldensleben habe ich mir die Gesichter und Geschichten dieser starken Frauen angeschaut. Die Biografien dieser Frauen geben nicht nur Einblicke in die regionale Geschichte des Jerichower Landes, sondern auch in die Emanzipation der Frauen in Deutschland. Die Ausstellung ist eine Inspiration für vollkommene Gleichberechtigung einzustehen. Dass ich mein Leben heutzutage so selbstbestimmt leben kann, verdanke ich diesen mutigen Vorkämpferinnen. Darüber habe ich mich auch mit den Schülerinnen und Schülern unterhalten – ebenso wie über meine Faszination für Brigitte Reimann!
Wer sich am Dienstag nach einem langen Arbeitstag eine TK-Pizza in den Ofen geschoben hat, hat dabei vielleicht ein Produkt aus meinem Wahlkreis gegessen! Denn mit 525.000 täglich hergestellten Produkten bei 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Standort in Osterweddingen ist die Freiberger-Gruppe europaweit der größte Pizzahersteller für bekannte Handelsnamen. Am Dienstagnachmittag besuchte ich das Unternehmen und sprach mit Herrn Dr. Risser, Leiter der externen Kommunikation, über die Produktion und Produktpalette, die von TK-Pizzen und Kühlpizzen über Pizza-Burger bis hin zu Baguettes und Pasta-Fertiggerichten reicht. Die Produkte gehören nicht unbedingt zu den gesündesten. Darum bemüht sich das Unternehmen, den Zucker- und Salzgehalt weiter zu reduzieren, um einen höheren ernährungsphysiologischen Wert zu erzielen. Ebenso setzt sich das Unternehmen für mehr Nachhaltigkeit ein. Durch die Erfindung einer besonders dünnen und zu 65% recycelten Folie, die die Pizzaverpackungen auf dem Weg vom Werk in den Handel umwickelt, werden hier echte Erfolge in der Kreislaufwirtschaft erzielt. Nach der kleinen Firmenpräsentation wurden mir auch die Produktionshallen mit gezeigt – von der Teigverarbeitung bis hin zur vollautomatischen Verpackungsanlage.
Gemeinsam mit meinen Kolleginnen Dunja Kreiser und Rebecca Schamber war ich am Mittwoch bei einem Informationsbesuch im Gefechtsübungszentrum Heer (GÜZ) bei Letzlingen in der Altmark. Ein Teil des Truppenübungsplatzes liegt auf dem Gebiet meines Wahlkreises zwischen Haldensleben und Colbitz.
Der Truppenübungsplatz ist eines der modernsten militärischen Ausbildungszentren seiner Art in Europa und mit seinen ca. 1.500 zivilen Mitarbeitern und Soldaten einer der größten Arbeitgeber der Region. Das Gefechtsübungszentrum nutzen nicht nur Soldaten der Bundeswehr, sondern auch europäische Partner zur Ausbildung, wie aktuell zum Beispiel die Niederlande und Großbritannien. Bei unserem Besuch ist mir noch einmal deutlich geworden, welch große Bedeutung die Bundeswehr für die Region, aber auch für die Sicherheit der Bundesrepublik im Rahmen der Bündnisverteidigung hat.
Den ganzen Bericht vom Besuch könnt ihr hier lesen.
Am Donnerstag fuhr ich wieder zurück zur EuroTier, wo ich die Gelegenheit hatte mich mit Vertretern der Agrar-Praxis ausführlicher zu unterhalten. Das war auch wichtig, denn bei uns in Berlin geht es akut um Themen wie den Umbau der Tierhaltung und das Tierhaltungskennzeichen. Bei einem Rundgang über die Messe und Besuchen bei den unterschiedlichsten Ständen und Produkten wird deutlich: Die Landwirtschaft ist dabei, sich mit aller (Innovations)Kraft für die Zukunft auszurichten! Ein besonders schöner Termin fand am Roten Sofa, einem Gemeinschaftsstand der Agrar-Fachschulen, statt: Das Rote Sofa ist eine Idee von Prof. Dr. Rainer Langosch, Dekan des Fachbereichs Agrarwirtschaft und Lebensmitteltechnologie Hochschule Neubrandenburg, und soll Studierende mit Personen aus den unterschiedlichsten Agrarberufen vernetzen. Dabei war auch einer der beiden Chefredakteure von top agrar, Matthias Schulze Steinmann. Die Fachzeitschrift top agrar verleiht Preise, u.a. für die beste Lehre, basierend auf Umfragen unter Studierenden. Ich habe mich sehr gefreut, dass die Hochschule Anhalt einige Preise abräumen konnte und Prof. Dr. Heiko Scholz sogar den Preis für die beste Lehre erhielt! Vielleicht hatte ja sein Besuch bei mir in Berlin Ende September den Ausschlag gegeben…
Auf Einladung des Bundesverbands Praktizierender Tierärzte e.V. (bpt) habe ich am Freitagmorgen beim bpt-Kongress in Hannover mit dem ehemaligen politischen Berater der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, Henk Jan Ormel, sowie der Osteuropaexpertin der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, Dr. Olga Hunger, darüber diskutiert, wie eine krisensichere und nachhaltige Landwirtschaft gelingen kann. Wichtig ist, die Ziele von Green Deal und Farm-to-Fork-Strategie mit den Grundanliegen der GAP in Einklang zu bringen – also für Ernährungssicherheit, ausreichend Einkommen für die Beschäftigten in der Landwirtschaft und lebenswerte ländliche Räume zu sorgen. Dies wird uns nur gelingen, wenn wir die GAP grundsätzlich umbauen und die flächenbezogenen Umweltleistungen endlich stärker honorieren. Denn nur eine resiliente Landwirtschaft, die ökonomisch tragfähig und ökologisch nachhaltig ist, kann dauerhaft die Versorgung mit gesunden Lebensmitteln sicherstellen.
Ich wünsche allen ein erholsames Wochenende
Dr. Franziska Kersten, MdB